Obwohl sich Kenias Wirtschaft im Aufschwung befindet, lebt ein großer Teil der Menschen in Armut. Wiederkehrende Überschwemmungen und Dürreperioden führen immer wieder zu Nahrungsmittelknappheit, die besonders für kleine Kinder schnell lebensgefährlich werden kann. Auch die Krankheit AIDS ist ein ständiger Begleiter. Wenn Familien aufgrund von Krankheit und Not zerbrechen, landen Kinder häufig auf der Straße, ohne Schutz und Unterstützung. Die Kokole-Kantine unter der Führung von Margrit Alii versucht dieses Leid für 40 Kinder zu lindern.

Nach ersten Corona-Fällen Mitte März versucht Kenias Regierung die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Schulen, Geschäfte und Flughäfen sind geschlossen und das Land hat Ausgangssperren verhängt. Doch was die Presse vor Ort und aus Mombassa berichten, ist alarmierend. Denn es sind die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise, unter denen die Menschen zunehmend leiden und die den ganzen Kontinent zu infizieren drohen.

Auch in Kenia gibt es immer mehr Corona-Infizierte. Wie schnell breitet sich das Virus aus? Wie erleben Sie die Corona-Krise aktuell in Kenia?

Die nächtlichen Ausgangssperren und die Schließung der Geschäfte, Hotels, Restaurants usw. löst hier gerade eine Chaosspirale aus. Menschen, die zuvor schon von der Hand in den Mund gelebt haben, finden keine Arbeit mehr. Gleichzeitig steigen die Preise für Lebensmittel, weil die Bauern ihre Ware über Nacht geliefert haben und von einem Tag auf den anderen keine Güter mehr in die Stadt bringen konnten, wegen der Ausgangssperre. Jetzt gibt es eine Ausnahme für die Bauern. Allerdings haben wir jetzt schon die ersten Aufstände in den Slums, weil die Leute die Präventionsmaßnahmen, wie abendliche Ausgangssperren nicht einhalten. 

Bedeutet das, dass die Menschen vor allem unter den wirtschaftlichen Folgen leiden werden?

Es wird eine böse Kombination aus einem Kollaps des Gesundheitssystems und der Wirtschaft sein. Präventionsmaßnahmen greifen nicht bei Menschen, die hungrig sind. Wenn ich mir Wasser nicht leisten kann, wie soll ich dann Handhygiene betreiben? Wenn ich in der Enge der Slums zusammengepfercht bin, wie soll ich mich selbst isolieren und Abstand halten? Hier sind die Menschen in den Armenvierteln mit Recht wütend. Denn sie haben wenig Chancen sich zu schützen und ihre erste Sorge ist, wie gesagt, der Hunger. Er ist real. Sie werden und können sich nicht an Präventionsmaßnahmen halten, wenn wir ihnen nicht helfen, ihr tägliches Überleben zu sichern. Wenn sich die  Ausgangssperren verschärfen, wird es keine zwei Wochen dauern, bis das Land im Chaos versinkt, weil die Menschen auf die Straße gehen und protestieren. Dann wird es auch für uns schwer, die Kokole-Kantine zu schützen. Wir haben vorgesorgt und Vorräte angelegt, dank der Spenden aus Deutschland. Nun haben wir aber auch unser Dorf und die Dörfer in der Umgebung und es spricht sich schnell rum, dass wir etwas zu Essen haben für die Kinder? Armut und Arbeitslosigkeit schnellen jetzt schon in die Höhe, aber wie wird es wohl in drei Monaten sein? Unsere Infektionskurven starten gerade erst.  

Gibt es Lösungen?

Wir dürfen die Menschen jetzt keinesfalls im Stich lassen. Wir haben versprochen, ihnen beizustehen. Die Kokole-Kantine verteilt jetzt Lebensmittel an Familien und besonders an Alleinerziehende.